HTV – Hamburger Taxenverband e.V

Gemeinsamer Tarifantrag des Hamburger Taxengewerbes bei BWVI eingereicht

Erstmals seit langem agieren die fünf Hamburger Verbände des Hamburger Taxengewerbes gemeinsam und gaben heute den Antrag für eine „Tarifanpassung“ bei der „Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation“ ( BWVI) ab. Die Einigkeit ist zurück zu führen auf das allen unter den Nägeln brennende Thema „Abschaffung der Karenzminute“ (KM). Im Vergleich zu vielen anderen Städten erzielen Hamburger Taxifahrer deutlich niedrigere Erlöse für ihre Fahrten – ein wesentlicher Grund dafür ist der Hamburger Sonderweg „Karenzminute“. Um hier  Behörde und Politik hier zu einem fairen Tarif zu bewegen, bietet das Taxengewerbe für den Wegfall der KM in der umsatzschwächeren Zeit von 10 bis 16 Uhr einen deutlich abgesenkten Seniorentarif an. Nun müssen sich auch Hamburgs Offizielle von alten Dogmen verabschieden.

Die neue Entschiedenheit des Hamburger Taxengewerbes lässt sich am schnellen zeitlichen Ablauf erkennen: Am 5. April 2012 hörten die Vertreter des Hamburger Taxengewerbes aus dem Munde des Leiters der behördlichen Verkehrsgewerbeaufsicht Ulrich Werner, dass trotz aller Messungen und Gutachten die Staatsvertreter die teilweise Nichtbezahlung von verkehrs- und kundenbedingten Wartezeiten beibehalten wollen. Lediglich bei der Höhe der Anhebung könne man die lt. Gutachten von „Linne + Krause“ mit 11,5% deutlichen Effekte der KM mildern, und Herr Werner schlug für die nachfrage- und staustärkeren stärkeren Zeiten Mo-Fr von 7-19 Uhr eine stärkere Anhebung um 5,7% vor und für die anderen Zeiten von lediglich 0,82%, was lt. Behörde eine Erhöhung von 2,74% ergäbe – immer mit der Fortführung der KM gerechnet.

Die Gewerbevertreter machten gleichermaßen einheitlich wie nachdrücklich Herrn Werner und den anderen Behördenvertretern deutlich, dass sie die weitere Anwendung der Karenzminute nicht akzeptieren würden. Sie kündigten in dieser Anhörung die rasche Vorlage eines eigenen Tarifantrages des Taxengewerbes an, wie es andernorts auch üblich ist, worauf richtigerweise Herr Ritter (BWVI) hinwies. Denn auch hier gibt einen Hamburger Sonderweg, gerieren sich hiesige Behördenvertreter seit Jahren als die besseren Taxenunternehmer, wenn sie die steigenden Kosten des Taxengewerbes errechnen statt die aus der Praxis kommenden Gewerbevertreter.

Sechs Tage nach der Anhörung bei der „Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation“ trafen sich die Vertreter der Hamburger Taxenverbände sowie der meisten Taxenzentralen beim Gastgeber LHT – lediglich Herr Möller vom Autoruf/Taxi Hamburg fehlte entschuldigt, und mit den „Wilhemsburgern“ und „das taxi“ waren zwei kleinere Zentralen nicht direkt vertreten. Die Gewerbevertreter entwarfen in einer konstruktiven und zielstrebigen Sitzung die Eckpunkte und Argumentationslinien für einen eigenen Tarifantrag des Hamburger Taxengewerbes. Schwerpunkt waren dabei die Abschaffung der KM sowie einhergehend die Absenkung  von Kilometerpreisen für die deutliche Mehrheit der Taxifahrten, damit es nicht zu einer irrealen fast 12%igen Erhöhungs-Forderung kommt. Als „Paukenschlag“ wurde das Angebot eines deutlich abgesenkten „Seniorentarifs“ für die nachfrage- und verkehrsschwächeren Zeiten Mo-Fr von 10-16 Uhr entwickelt, welcher gegenüber dem Tarifantrag um 13% und gegenüber dem jetzt noch gültigen Tarif immer noch um 6% niedriger liegt. Dieser abgesenkte „Seniorentarif“ (testweise für ein Jahr beantragt) ist nicht nur ein politisches Zugeständnis , um die Auswirkungen einer notwendigen deutlicheren Tarifanhebung von sozial schwächeren Senioren und ihren notwendigen Fahrten zu Ärzten und Einkäufen fern zu halten. Es ist auch der Versuch des Gewerbes, hier alte Kunden zurück und neue hinzu zu gewinnen, wobei das Zeitfenster 10-16 Uhr eine nachfragesteuernde Wirkung entfalten soll. Damit hat man den Vorschlag der Behörde nach einem zeitlich zweigeteilten Taxitarif konstruktiv aufgegriffen und ihn mit sozialen und nachfragesteuernden Elementen weiter entwickelt.

Die finale Ausarbeitung erfolgte dann zwei Tage später später in einer von der großen Runde bestimmten kleinen Gruppe, bestehend aus Thomas Lohse und Arne Chudowski von der Taxen-Union und Clemens Grün vom HTV. Über Wochenende und -anfang erfolgten dann letzte Feinabstimmungen und die Zusendungen an alle Verbände und Zentralen sowie deren finales Abnicken. Am Mittwoch wurde der Antrag zuerst per eMail und am heutigen Donnerstag dann per Bote an mehrere Adressen in der BWVI gesandt.

Von der im Antrag real geforderten Erhöhung um 7,95% müssen – in der Höhe noch nicht seriös kalkulierbar – Effekte des Seniorentarifs gegen gerechnet werden, so dass sich die tatsächliche Erhöhung im statistischen Mittel um 6% bewegen dürfte. Eine solch deutliche Erhöhung ist notwendig, um den in den letzten Jahren auch auf Grund der KM entstandenen Abstand zu vielen Taxitarifen anderer wirtschaftsstarker deutscher Großstädte wieder zu verringern. Die Taxitarife von Städten wie  Düsseldorf und München, demnächst auch Frankfurt liegen um bis zu 10% über dem Hamburgs. Auch in Städten wie Stuttgart und selbst Bremen erhalten Taxifahrer teils deutlich höhere Fahrt-Vergütungen, nur Berlin hat einen noch niedrigeren Taxentarif als Hamburg. Insgesamt ist der hiesige „Hungerlohn“-Taxitarif der einer prosperierenden Wirtschaftsmetropole wie Hamburg unwürdig.

Die von Behörden, Wirtschafts- und Tourismusförderern, Handelkammer und Medien immer wieder eingeforderte Visitenkarten-Funktion der Taxifahrer muss auch ihre Entsprechung im Tarif finden, wollen die Forderer einer solchen Visitenkarten-Funktion glaubwürdig bleiben. Gerade für das Thema des Gewinnens von neuen gut qualifizierten Taxifahrern ist es wichtig, dass eine deutlich höhere Komponente als bisher für den Fahrerlohn eingepreist wird; auch die jüngsten Einlassungen der Behörden zum Thema der Entlohnung angestellter Taxifahrer erfordern hier konsequenterweise einen Ruck.

Der Antrag ist auf den Weg gebracht, und wir werden gespannt registrieren, ob sich Behörde und politische Führung von alten Dogmen lösen können. Bekommen würden sie, auch für die von ihnen vertretenen Bürgern der Stadt, einen innovativen Taxitarif, wie er mit dieser flächigen sozialen Komponente für eine weitere wachsende Bevölkerungsschicht wohl einmalig in Deutschland wäre.

Dabei könnte es nicht schaden, wenn die Behördenvertreter die über die Jahre gewachsene Wut der Hamburger Taxifahrer über die staatliche verordnete Nichtbezahlung von Teilen ihrer realen Arbeit richtig einschätzten.